Fratzscher: Deutschlands Wirtschaft am Scheideweg

Dieses Video wurde am 5. September 2025 von phoenix auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.

Deutschlands Wirtschaft steht vor einer Neuausrichtung. DIW-Präsident Fratzscher sieht in der aktuellen Krise auch Chancen für eine Transformation. Doch der Staat kann nur begrenzt helfen.

Laut Fratzscher muss sich die deutsche Wirtschaft neu erfinden. Die Automobilindustrie habe die Transformation zur E-Mobilität verschlafen. Der Druck auf die Industrie wachse, sich anzupassen, innovativer zu werden und neue Geschäftsfelder zu erschließen, wie künstliche Intelligenz oder Digitalisierung. Der Staat könne Rahmenbedingungen verbessern, aber die Unternehmen seien in erster Linie selbst verantwortlich. Ein schneller Turnaround sei nicht zu erwarten; es brauche einen Prozess von fünf bis zehn Jahren.

Der Staat kann die Transformation nicht allein lösen. Unternehmen müssen selbst aktiv werden und in neue Technologien investieren, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Eigenverantwortung ist gefragt!

Die aktuelle Haushaltslage sei nicht nachhaltig. Die geplanten Investitionen in Infrastruktur seien zwar klug, aber die hohen Ausgaben für Verteidigung, finanziert durch zusätzliche Schulden, seien problematisch. Entweder müsse der Staat Geld einsparen oder die Steuern erhöhen. Der Kurs der aktuellen Finanzpolitik ist riskant und nicht zukunftsfähig, so Fratzscher.

Mit Blick auf eine mögliche Sozialreform sei es wichtig, dass das Geld dort ankomme, wo es benötigt werde. Altersarmut sei ein großes Problem, das gezielte Entlastung erfordere. Stärkere Schultern müssten stärker belastet werden, oder die Leistungen für diese Menschen müssten gekürzt werden. Zudem sollte über ein höheres Renteneintrittsalter nachgedacht werden, idealerweise flexibel. Ansonsten werden vor allem jüngere Generationen überlastet.

Fratscher fordert drei große Reformen: eine Reform von Europa, eine Steuerreform und eine Sozialstaatsreform. Die Sozialsysteme müssten zielgenauer auf die Menschen ausgerichtet werden, die Hilfe benötigen. Die starken Schultern, vor allem in der älteren Generation mit viel Vermögen, müssten durch Kürzungen von Leistungen oder höhere Eigenbeiträge einen stärkeren Beitrag leisten. Die Bundesregierung habe dies aber noch nicht erkannt.