Wehrpflicht-Debatte: Deutschlands Armee vor Neuausrichtung

Dieses Video wurde am 23. Juni 2025 von BR24 auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.

Die Wehrpflicht-Debatte ist neu entfacht. Verteidigungsminister Pistorius plant eine Reform. Doch reichen Freiwillige, oder braucht es eine allgemeine Wehrpflicht?

Nach der Wiedervereinigung 1990 verfügte Deutschland über eine beeindruckende Streitmacht von fast 460.000 Soldaten. Ein Wendepunkt war die Aussetzung der Wehrpflicht im Juli 2011, was zu einem deutlichen Rückgang führte. Im Jahr 2012 zählte die Bundeswehr noch 198.000 Soldatinnen und Soldaten. Bis 2024 sank die Zahl weiter auf 181.000. Nun plant die Bundesregierung eine signifikante Aufstockung der Truppe. Bundesverteidigungsminister Pistorius fordert zusätzlich 60.000 aktive Soldaten und Soldatinnen. Ein weiteres Ziel ist der Aufbau einer Reserve von 200.000 Kräften, wobei der aktuelle Stand nur etwa die Hälfte beträgt. Die Frage ist, wie diese ambitionierten Ziele erreicht werden können.

Um die Personalstärke der Bundeswehr zu erhöhen, plant Verteidigungsminister Pistorius die Reaktivierung des Wehrdienstes, zunächst auf freiwilliger Basis, aber mit der Option einer späteren Verpflichtung. Die Bundeswehr setzt auf Social-Media-Kampagnen mit Influencern, um junge Menschen anzusprechen. Allerdings reichen Werbemaßnahmen allein nicht aus, betont Pistorius. Er arbeitet an einem Gesetzentwurf, der vorsieht, dass junge Männer einen Fragebogen ausfüllen und bei Eignung gemustert werden. Auch junge Frauen dürfen sich freiwillig melden. Eine Verpflichtung soll nur dann greifen, wenn nicht genügend Freiwillige gefunden werden.

Pistorius‘ Vorschlag stößt auf geteiltes Echo. Während die Union grundsätzlich Zustimmung signalisiert, fordert CSU-Chef Markus Söder eine Rückkehr zur allgemeinen Wehrpflicht. Er argumentiert, dass dies notwendig sei, um die Landesgrenze zu verteidigen und die Bundeswehr zur stärksten Armee Europas zu machen. Die Linke hingegen lehnt eine Wehrpflicht ab und fordert eine Volksbefragung, um junge Menschen bei der Entscheidung über einen Zwangsdienst einzubeziehen. Auch innerhalb der AfD gibt es unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema. Die Grünen unterstützen vorerst den Vorschlag von Pistorius, zunächst auf Freiwilligkeit zu setzen.

Der Verteidigungshaushalt soll in den kommenden Jahren deutlich steigen. Bis 2029 sind 153 Milliarden Euro geplant. Dies soll es ermöglichen, die notwendigen Ressourcen für die geplante Aufstockung der Bundeswehr bereitzustellen und die Ausbildung neuer Rekruten zu finanzieren. Ob die freiwillige Basis ausreicht oder ob eine Teil- oder Vollverpflichtung notwendig wird, bleibt abzuwarten. Die Debatte um die Wehrpflicht wird in den kommenden Monaten intensiv geführt werden.

Die Wiedereinführung der Wehrpflicht – zumindest in Teilen – ist ein notwendiger Schritt, um die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands sicherzustellen und die Bundeswehr zu stärken. Der Fokus liegt vorerst auf Freiwilligkeit.