Dieses Video wurde am 17. September 2025 von WELT Nachrichtensender auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.
Der versprochene Reformherbst droht zu scheitern. Experten warnen vor einem Stillstand, während die Koalition unter Druck steht, dringende Maßnahmen umzusetzen. Kommt die notwendige Wende?
Jack Schuster, Chefredakteur der Welt am Sonntag, analysiert die aktuelle politische Lage. Er betont, dass Kanzler Scholz noch wenig Konkretes sagen kann, da viel von den Kommissionsergebnissen abhängt. Besonders Berbel Bas müsse Reformvorschläge vorlegen. Die Regierung setzt stark auf Kommissionen, um Themen wie Bürgergeld, Krankenversicherung und Rente zu bearbeiten. Schuster fragt sich, ob die SPD den Ernst der Lage erkannt hat und bereit ist, auch unpopuläre Reformen zu unterstützen.
Die Regierung verlässt sich zu stark auf Kommissionen, was zu Verzögerungen führt. Ob die SPD bereit ist, notwendige, aber unpopuläre Reformen zu tragen, bleibt abzuwarten. Die Zeit drängt, der Handlungsbedarf ist groß.
Schuster sieht Unterschiede innerhalb der SPD. Während einige Bürgermeister in Nordrhein-Westfalen den Fokus auf die Förderung von Arbeitnehmern legen, ist es unklar, ob Berbel Bas die Notwendigkeit von Reformen erkannt hat. Die Doppelspitze in der Partei erschwert die Entscheidungsfindung zusätzlich. Lars Klingbeil könnte eine Schlüsselrolle als Scharnier zwischen Reformgegnern und Befürwortern spielen, ist aber durch interne Machtkämpfe geschwächt. Es bleibt abzuwarten, ob er sich gegen Berbel Bas durchsetzen kann oder ob beide am Ende zusammenarbeiten werden.
Mit Blick auf die Opposition kritisiert Schuster die Auftritte von AfD und Linkspartei. Weidels Rede im Bundestag sei erwartbar gewesen, doch er vermisst eine gewisse Konstruktivität. Die Wortwahl der Linkspartei, insbesondere die Bezeichnung des Kanzlers als „widerlich“, sei inakzeptabel und erinnere an die extreme Rechte. Schuster betont, dass die Grünen es schwer hätten, da sie einerseits Teil des parlamentarischen Systems sein wollen, andererseits aber mit radikalen Kräften konfrontiert sind. Er sieht eine zunehmende Verächtlichmachung der Institutionen durch AfD und Linkspartei.
Im Vergleich zu früher beobachtet Schuster eine veränderte Umgangsform in der Opposition. Während es früher klare demokratische Parteien gab, die Opposition übten, sei heute eine verächtliche Machung der Institutionen zu bemerken. Die Grünen hätten es besonders schwer, da sie eine kleine Oppositionspartei seien, aber immer wieder demonstrierten, dass sie das parlamentarische System akzeptierten. Diese Rolle sei nicht leicht, wenn man so zwei große Flügel neben sich habe.