Radioaktives Wasser: Heilquelle und Tourismus-Boom

Dieses Video wurde am 13. August 2025 von DW Deutsch auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.

In Jáchymov sprudelt radioaktives Wasser, das seit Jahrhunderten als Heilmittel dient. Der Kurbetrieb boomt, doch die Stadt selbst kämpft mit wirtschaftlichen Herausforderungen.

In Jáchymov, Tschechien, sprudelt radioaktives Radonwasser aus der Tiefe. Seit über einem Jahrhundert wird es als Heilmittel gegen Schmerzen eingesetzt und bildet die Grundlage für einen florierenden Kurbetrieb. Gäste reisen sogar aus Saudi-Arabien an, um exklusiven Zugang zu den Quellen in 500 Metern Tiefe zu erhalten. Einst wurde hier Silber abgebaut, was die Stadt reich machte. Heute ist es das Radonwasser, das Besucher anzieht.

Das Radonwasser hat etwa 38°C und eine Stärke von 10.000 Becquerel. Zum Vergleich: In Haushalten gelten 100 bis 300 Becquerel als normal. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute die Sowjetunion hier unter strengster Geheimhaltung Uran für ihr Atomwaffenprogramm ab. Tausende politische Gefangene arbeiteten unter extremen Bedingungen in den Minen. Seit 1964 ist der Abbau stillgelegt. Geblieben ist das Radon, ein Zerfallsprodukt des Urans.

Heute wird der Betrieb der Mine für die Kurgäste aufrechterhalten, was etwa 1 Million Euro pro Jahr kostet. Pumpen befördern das Wasser in die Hotels, wo es für die Bäder aufbereitet wird. Ein Bad dauert etwa 20 Minuten. Gäste berichten von einer Schmerzlinderung für etwa 6-8 Monate. Viele kommen jährlich wieder. Pro Tag werden eine halbe Million Liter Radonwasser verbraucht. Studien belegen die angeblich schmerzlindernde Wirkung.

Doch die Stadt selbst profitiert wenig vom Kurbetrieb. Zwar gibt es gepflegte Parks, aber auch viele verfallene Häuser und kaum geöffnete Geschäfte. Nach dem Ende der Sowjetunion wurde die einst reiche Silberstadt sich selbst überlassen. Die Infrastruktur wurde privatisiert und die Kurbetriebe von einem Investor aus Dubai übernommen. Der Kurbetrieb läuft unabhängig von der Stadt, was kritisiert wird, da die Stadt viele Kosten trägt und eigentlich einen Anteil der Gewinne bräuchte.

Seit 2019 ist die Montanregion Erzgebirge UNESCO Welterbe. In Jáchymov soll bald ein Besucherzentrum entstehen. Dies könnte ein neuer Motor für die Zukunft sein, da renovierte Häuser vielleicht neue Geschäfte anziehen. Doch auch die Kurbetreiber stehen unter Druck, da Kassenpatienten weniger werden und jüngere Gäste ausbleiben. Um das Geschäft zu erhalten, muss sich der Kurbetrieb weiterentwickeln und neue Angebote schaffen.

Der Kurbetrieb in Jáchymov kämpft mit Herausforderungen, aber die Tradition der Radonwasser-Therapie und das UNESCO-Welterbe bieten Chancen für eine nachhaltige Zukunft.