Neonazi-Kult: Heß und Kühnen – Verehrung und Hass

Dieses Video wurde am 30. Oktober 2025 von DER SPIEGEL auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.

Der Artikel beleuchtet, wie Neonazis in der Nachwendezeit Rudolf Heß und Michael Kühnen verehrten. Diese Verehrung diente als zentrales Element ihrer Ideologie und Mobilisierung.

In der Nachwendezeit inszenierten sich Rechte öffentlich, wie in Rudolfstadt, wo sie Seite an Seite in Gedenken an Rudolf Heß marschierten, dem Stellvertreter Adolf Hitlers. Im Westen versuchte die rechtsextreme Szene, Geschichtsverfälschung zu betreiben. Altnazis wurden als Zeitzeugen präsentiert, die die Wahrheit über das Dritte Reich erzählen sollten. Der Todestag von Rudolf Hess wurde zu einem wichtigen Treffpunkt der Szene, um ihre Ideologie zu festigen.

Der Heldenkult um Heß und Kühnen diente als identitätsstiftendes Element der Neonazi-Szene, trotz interner Konflikte und Widersprüche. Verehrung und Hass verschmolzen.

Ingo Hasselbach trug seine nationalsozialistischen Vorbilder offen zur Schau. Auch Michael Kühnen war eine zentrale Figur in der Szene. Seine Heldenverehrung endete jedoch mit seinem Tod im April 1990 an den Folgen einer Aidserkrankung. Trotzdem wurde Kühnen mit seinen sterblichen Überresten auf einem Trauermarsch gehuldigt. Seine Homosexualität sorgte intern für Aufruhr, offenbarte aber auch, wer zu ihm stand und wer nicht. Der Heldenkult wurde weiterhin gepflegt.

Der Suizid von Hess im Jahr 1987 im Gefängnis für Kriegsverbrecher wurde von Neonazis als Mord dargestellt – eine dreiste Propagandalüge. Der Todestag von Hess wurde zu einem wichtigen Termin im Kalender der Neonazis. Hier kamen viele Menschen zusammen, die sonst wenig miteinander zu tun gehabt hätten. Die Verehrung von Neonazi-Führern wie Kühnen trotz dessen Homosexualität zeigt die komplexen Dynamiken innerhalb der Szene.