Dieses Video wurde am 24. August 2025 von WELT Nachrichtensender auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.
Die Umbenennung der Mohrenstraße in Berlin erhitzt die Gemüter. Ein Historiker kritisiert die Entscheidung als Aktionismus und fordert mehr Aufklärung statt Symbolpolitik.
Die Umbenennung der Mohrenstraße in Berlin sorgt für Diskussionen. Historiker Sven Felix Kellerhoff kritisiert die Entscheidung als symbolischen Aktionismus und warnt vor einem moralischen Zugriff auf die Geschichte. Er plädiert stattdessen für Aufklärung und Information, um ein differenziertes Verständnis des Begriffs ‚Moor‘ zu ermöglichen. Kellerhoff betont, dass der Begriff im 17. und 18. Jahrhundert keine negative Konnotation hatte und die Umbenennung auf Unkenntnis beruhe. Die Auseinandersetzung zeigt die Komplexität des Umgangs mit historisch belasteten Straßennamen.
Statt Straßennamen zu tilgen, sollten wir uns mit ihrer Geschichte auseinandersetzen und durch Aufklärung ein tieferes Verständnis entwickeln. So könnten wir verhindern, dass aktuelle Maßstäbe die Vergangenheit verzerren.
Kellerhoff schlägt vor, am U-Bahnhof Mohrenstraße Informationstafeln aufzustellen, die die verschiedenen Interpretationen des Begriffs ‚Moor‘ im Laufe der Zeit erläutern. So könne eine Diskussion angestoßen und ein differenziertes Bild vermittelt werden. Er betont, dass die jetzige Umbenennung Gegenaufklärung sei und lehnt diese ab. Stattdessen sei es wichtig, die Geschichte zu erklären und einzuordnen, anstatt sie auszuradieren.
Für die Zukunft rät Kellerhoff Städten, auf Aufklärung statt auf das Wegmachen zu setzen. Während Namen von NS-Tätern vermieden werden sollten, sollten andere, umstrittene Namen ausgehalten und mit Informationen versehen werden. So könnten sich die Menschen im Sinne der Aufklärung mit der Geschichte auseinandersetzen, anstatt Namensänderungen nach dem aktuellen Zeitgeist zu erleben.