Medizin aus Müll: Wie Plastik Leben retten kann

Dieses Video wurde am 20. September 2025 von ZDFheute Nachrichten auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.

Die Pharmaindustrie ist stark von Erdöl abhängig, doch innovative Lösungen sind auf dem Vormarsch. Forscher entwickeln Bakterienfabriken, die aus Plastikmüll Medikamente herstellen könnten – ein wichtiger Schritt für die Umwelt und die Gesundheitsversorgung.

Neun von zehn Medikamenten werden aus Erdöl hergestellt, darunter gängige Schmerzmittel wie Paracetamol und Ibuprofen. Jährlich werden weltweit etwa 100.000 Tonnen Schmerzmittel produziert, was zu hohen CO2-Emissionen führt und das Klima belastet. Professor Stephen Wallace und sein Team zeigen, dass es auch anders geht. Sie entwickeln Bakterienfabriken, die Paracetamol aus Darmbakterien und PET-Flaschen herstellen, wodurch die Ressource Erdöl geschont und Plastikmüll reduziert wird. Es ist im Prinzip wie Bierbrauen, nur dass wir Paracetamol aus Plastik gewinnen.

Unsere Technologie zeigt, dass Plastik nicht einfach nur Müll sein muss. Wir können es in etwas wirtschaftlich Sinnvolles verwandeln, wie z.B. Arzneimittel. Das ist ein wichtiger Schritt für mehr Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung.

Nur ein Zehntel des weltweiten Plastikabfalls wird recycelt, der Rest wird verbrannt oder landet in der Umwelt. PET-Flaschen enthalten Strukturen, die denen von Paracetamol ähneln. Die Flaschen werden zerkleinert und zu einer Art Plastiksuppe aufbereitet. Mit dieser gehen die Bakterien dann eine chemische Reaktion ein, bei Raumtemperatur und Tageslicht, ohne zusätzliche Energie und somit emissionsfrei. Die Ausbeute pro PET-Flasche: zwei Tabletten Paracetamol. Bis zur industriellen Herstellung dauert es noch 5 bis 10 Jahre.

Mikroplastikpartikel, kleiner als 5 mm, können im Organismus Krankheiten auslösen. Krankenhäuser produzieren jährlich fast 4 Tonnen Müll, 90% davon Einwegprodukte aus Plastik. Eine chinesische Studie zeigte, dass sich aus Infusionsbeuteln durchschnittlich 7500 Partikel pro Liter lösten, direkt in die Blutbahn. Verena Pichler forscht in Wien zu Mikroplastik: Jedes Produkt, das aus Plastik hergestellt wird, hat einen gewissen Abrieb. Stark belastete chinesische Medizinprodukte würden in der EU nicht auf den Markt kommen, da hier strenge Grenzwerte gelten.

Die Masse an Krankenhausmüll bleibt ein Problem, denn jedes Gramm trägt zur Belastung mit Mikropartikeln bei. Medizinprodukte in der EU müssen unter 90 Partikel haben. Das ist aber die Gesamtheit aller Partikel, nicht nur Mikroplastik. Insgesamt ist es jedoch wichtig, das Bewusstsein für die Problematik von Mikroplastik zu schärfen und nachhaltige Alternativen zu fördern, um die Umwelt und die menschliche Gesundheit zu schützen.