Merz‘ NATO-Debüt: Anspruch und Realität im Vergleich

Dieses Video wurde am 25. Juni 2025 von DER SPIEGEL auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.

Friedrich Merz will Deutschland zurück auf die Weltbühne führen. Doch klaffen Anspruch und Realität auseinander? Sein erster NATO-Gipfel wird zum Lackmustest.

Friedrich Merz reiste mit großem Selbstbewusstsein nach Den Haag, überzeugt davon, dass Deutschland unter seiner Führung wieder eine bedeutende Rolle auf der europäischen und internationalen Bühne spielen würde. Doch die Frage ist, ob diese Sichtweise von der Welt geteilt wird. Ein entscheidender Faktor wird sein, was Merz auf seinem ersten NATO-Gipfel erreicht. Der Kanzler betonte die historische Bedeutung dieses Gipfels im Vorfeld und kündigte an, dass die Mitgliedstaaten künftig deutlich mehr in ihre Sicherheit investieren müssten.

Ein weiteres Ziel von Merz ist es, die Bundeswehr zur stärksten europäischen Armee auszubauen. Dies soll ein Signal an die Europäer sein, nachzuziehen, aber auch an Donald Trump, dass es der Bundesregierung ernst damit ist, in Europa militärische Führungsmacht zu übernehmen. Merz lobte Trump sogar für den US-Angriff auf den Iran. Um den Krieg in der Ukraine zu beenden, möchte er Trump dazu bewegen, den Druck auf Russland zu erhöhen, beispielsweise durch härtere Sanktionen.

Es bleibt jedoch fraglich, ob Trump dieser Bitte nachkommen wird. Merz kämpft in Den Haag um Einfluss und seine Rolle in der internationalen Politik. Nach dem NATO-Treffen reist er direkt weiter nach Brüssel zum EU-Gipfel, wo er ebenfalls versuchen dürfte, den europäischen Anführer zu geben. Die vergangenen Wochen haben jedoch gezeigt, dass zwischen dem Anspruch des Kanzlers und der Realität eine Kluft besteht.

Weder in der Ukraine-Diplomatie noch in der Nahost-Diplomatie spielte Deutschland eine große Rolle. Merz wird also noch einiges unternehmen müssen, um seinem eigenen Anspruch, dem des Außenkanzlers, gerecht zu werden.

Die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit zeigt sich deutlich. Deutschland muss seine Rolle in der internationalen Diplomatie neu definieren und aktiv gestalten, um Merz‘ Zielen gerecht zu werden.