Kiew unter Beschuss: Opfer und Unsicherheit wachsen

Dieses Video wurde am 6. Juni 2025 von WELT Nachrichtensender auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.

Eine neue Welle russischer Angriffe hat Kiew in der Nacht erschüttert und zivile Opfer gefordert. Die Sorge vor weiterer russischer Vergeltung wächst, während die Ukraine auf internationale Unterstützung blickt. Gleichzeitig ringt das Land mit dem Wegfall wichtiger EU-Handelserleichterungen.

Die ukrainische Hauptstadt Kiew wurde erneut Ziel massiver russischer Angriffe. In der Nacht schlugen mehrere Shahed-Drohnen ein, das markante „Moped-Geräusch“ der Flugkörper war über der Stadt zu hören. Die ukrainische Flugabwehr fing einen Großteil ab, doch herabstürzende Teile trafen Wohnhäuser. Tragische Folge: mindestens vier Zivilisten starben, Dutzende wurden verletzt. Moskau behauptet, nur militärische Ziele anzugreifen, doch die Realität zeigt immer wieder hohe zivile Verluste. Dies ist ein Muster, das sich im Krieg fortsetzt.

Ob diese Angriffe bereits die angekündigte russische Vergeltung für ukrainische Aktionen in Russland darstellen, wird diskutiert. Experten in Kiew zeigen sich unsicher. Die Dimension der Attacken war zwar groß, doch nicht beispiellos. Angesichts der Drohungen von Präsident Putin wird befürchtet, dass die eigentlichen, schwereren Schläge auf Entscheidungszentren in der ukrainischen Hauptstadt noch bevorstehen könnten. Die aktuelle Welle könnte somit nur eine Ouvertüre zu schlimmeren Ereignissen sein.

Der Besuch von Bundeskanzler Scholz bei Donald Trump in den USA wurde in Kiew aufmerksam verfolgt. Während Deutschland als verlässlicher Partner fest an der Seite der Ukraine steht, wird Trump als unsicherer Kandidat wahrgenommen. Ukrainische Kollegen sehen den Ausgang des Treffens eher entspannt, da sich die ukrainische Position Deutschlands nicht ändern wird. Die größere Sorge gilt der zukünftigen US-Unterstützung, die angesichts der politischen Lage in den USA fraglich bleibt und entscheidend für den Kriegsverlauf ist.

Angesichts der akuten militärischen Lage und der Unsicherheit über internationale Unterstützung sind die Handelserleichterungen für die Ukraine derzeit zweitrangig.

Zusätzlich zur militärischen Lage ist der Wegfall der EU-Handelserleichterungen eine Herausforderung. Die Zollvorteile sind ausgelaufen, obwohl Verhandlungen über ein neues Abkommen laufen. Dies könnte die Ukraine bis zu 3,3 Milliarden Euro kosten, eine erhebliche Summe für das staatliche Budget. Doch paradoxerweise sehen die Ukrainer dies derzeit als geringeres Problem. Die akute Lage an der Front und die Unsicherheit über die künftige Unterstützung wiegen aktuell schwerer.