Dieses Video wurde am 4. Juni 2025 von euronews (deutsch) auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.
Kasachstan positioniert sich zunehmend als zentraler Akteur auf dem globalen Energiemarkt. Insbesondere für die EU ist das Land ein unverzichtbarer Öllieferant. Doch wie wirkt sich die steigende Produktion auf die Beziehungen zu Europa und die dynamische OPEC+ Allianz aus?
Kasachstan ist ein bedeutender Öllieferant für Europa und deckt 13 % des Rohölbedarfs der EU ab. Jährlich produziert das Land fast 90 Millionen Tonnen Öl. Ein Großteil, fast drei Viertel seiner Exporte, ging letztes Jahr nach Europa, rund 70 Millionen Tonnen. Italien ist dabei der größte Abnehmer, gefolgt von den Niederlanden. Rumänien, Frankreich und Spanien importieren deutlich geringere Mengen. Diese Beziehungen unterstreichen die strategische Bedeutung Kasachstans.
Die Ölproduktion Kasachstans steigt voraussichtlich weiter an, von durchschnittlich 1,88 Millionen Barrel pro Tag im letzten Jahr auf 2 Millionen in diesem Jahr, mit einem Ziel von 2,1 Millionen bis 2026. Dieser Anstieg ist primär auf die 43 Milliarden Euro teure Erweiterung des Tengiz-Ölfeldes zurückzuführen. Tengiz allein machte im Februar fast die Hälfte der Landesproduktion aus. Mit 30 Milliarden Barrel besitzt Kasachstan die größten nachgewiesenen Ölreserven in Zentralasien, deutlich mehr als Usbekistan, Turkmenistan oder Aserbaidschan.
Experten sehen die Produktionssteigerung als nachhaltig an, gestützt auf Best Practices und Technologien. Das Land verhandelt aktiv mit Ländern wie Deutschland, um den Ölexport zu erhöhen.
Ein Großteil der kasachischen Ölexporte, rund 80%, erfolgt über die Kaspische Pipeline Consortium (CPC) durch Russland. Alternative westliche Routen sind die Atyrau-Samara Pipeline sowie ein Korridor über Aserbaidschan, Georgien und die Türkei. Hierbei wird Öl vom Hafen Aktau über das Kaspische Meer nach Baku transportiert und dann durch die Baku-Tiflis-Ceyhan Pipeline zur türkischen Mittelmeerküste geleitet. Kasachstan plant, bis 2026 fast alle Exporte über das Schwarze und Mittelmeer abzuwickeln.
Die wachsende Produktion Kasachstans wird von der OPEC+ Gruppe, die globale Angebote reguliert, kritisch gesehen. Analysten zufolge drängt die Allianz überproduzierende Länder zur Kürzung, notfalls durch Preissenkungen. Für Kasachstan, das ein OPEC+ Abkommen unterzeichnet hat, stellt dies eine Herausforderung dar. Eigene nationale Interessen und bestehende PSA-Verträge mit westlichen Unternehmen, die große Investitionen getätigt haben, erschweren die Einhaltung der Quoten.