IS-Genozid: Jesidinnen erhoffen Gerechtigkeit vor Gericht

Dieses Video wurde am 19. Mai 2025 von WELT Nachrichtensender auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.

Der Prozess gegen IS-Verbrechen in München bringt unermessliches Leid vor Gericht. Zwei junge Jesidinnen wurden von einem Paar versklavt und missbraucht. Dieser Fall beleuchtet die grausamen Taten des IS und die Bedeutung, dass diese vor deutschen Gerichten verhandelt werden, um den Opfern Gerechtigkeit zu verschaffen und die Straflosigkeit zu beenden. Die Aufarbeitung des Völkermords an den Jesiden ist dringender denn je.

Der Prozess gegen IS-Verbrechen in München rückt das Leid der jesidischen Gemeinschaft in den Mittelpunkt. Zwei sehr junge Mädchen wurden vom Ehepaar gekauft, über Jahre versklavt und missbraucht. Der heutige Prozesstag reißt alte Wunden auf, die bis heute nicht verheilt sind. Die Anklage spricht von Völkermord und einem pädophilen Netzwerk. Jesidische Frauen und Mädchen wurden als Ware gehandelt. Die fünfjährige Jesidin wurde in Mossul gekauft, die Zwölfjährige in Syrien. Diese Mädchen durchliefen ein Martyrium.

Es ist von unschätzbarem Wert, dass diese Prozesse an deutschen Gerichten stattfinden. Die Weltgerichtsbarkeit ermöglicht es, Völkermördern keinen sicheren Hafen zu bieten. Der erste Genozid-Urteil gegen Jesiden auf deutschem Boden war ein wichtiges Signal. Der Straflosigkeit muss endlich ein Ende gesetzt werden. Die Saat des IS geht jetzt erst auf, die Ideologie lebt weiter. Menschenrechtsorganisationen arbeiten daran, die Täter zu benennen.

Trotz der Zerschlagung des Territoriums des sogenannten Islamischen Staates hat sich die Lage nicht entspannt. Die IS-Ideologie, der religiöse Extremismus, geht über Grenzen hinaus und ist ein weltweites Problem, das dezentral bekämpft werden muss. Die Entstehung von Feindbildern und der Vernichtungswille gegenüber Jesiden prägen weiterhin die Bedrohung. Für erkennbar jesidische Stimmen wird die Luft dünner, sie erfahren antijesidische Angriffe. Daher ist die Verfolgung dieses Prozesses mit maximaler Aufmerksamkeit essenziell.

Wir geben nicht auf, bis das letzte Mädchen befreit ist. Viele werden in Lagern wie Al-Hol vermutet, wo es lebensgefährlich ist, sich als Jesidin zu erkennen zu geben. Lünchmorde kommen vor. Selbst in Deutschland erfahren Überlebende Angriffe und sehen sich mit antijesidischem Rassismus konfrontiert. Die mutige Zeugin, das einstige Opfer, sitzt heute gestärkt vor Gericht, um sicherzustellen, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Bis heute sind jedoch 2700 jesidische Mädchen und Frauen verschwunden – und niemand sucht nach ihnen, außer wir selbst.

Dieser Prozess am deutschen Gericht gegen IS-Verbrechen ist entscheidend für die Aufarbeitung des Völkermords an den Jesiden. Die Straflosigkeit muss ein Ende haben.