Dieses Video wurde am 23. Juni 2025 von WELT Nachrichtensender auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.
Nach dem US-Angriff auf iranische Atomanlagen wachsen die Sorgen. Experten warnen vor einem Ölpreisschock und den Folgen für die Weltwirtschaft. Droht eine Eskalation im Nahen Osten?
Die Reaktion der Börsen auf den US-Militärschlag gegen iranische Atomanlagen fällt überraschend gelassen aus. Trotz geopolitischer Sorgen nach dem Eingreifen der USA in den Konflikt zwischen Israel und dem Iran zeigen sich die Märkte weitgehend unbeeindruckt. Der DAX konnte anfängliche Verluste teilweise ausgleichen, während der Ölpreis leicht zulegt. Investoren scheinen einen kurzfristigen Konflikt im Nahen Osten zu erwarten und vermeiden panikartige Reaktionen. Nur eine drastische Eskalation könnte laut Experten zu deutlichen Abverkäufen führen. Die allgemeine Einschätzung ist, dass die Situation unter Kontrolle ist.
Die Gelassenheit der Märkte ist nachvollziehbar, aber der Iran könnte verzweifelt zu Maßnahmen greifen, die die Märkte negativ beeinflussen könnten.
Zyrus Della Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, warnt vor möglichen Eskalationsszenarien. Der Iran könnte US-Militärstützpunkte angreifen, Öl-Förderanlagen in Saudi-Arabien attackieren oder die Straße von Hormus blockieren. Eine Blockade hätte gravierende Folgen für die Weltwirtschaft, da durch diese Meerenge 20% der weltweiten Ölproduktion transportiert werden. Della Rubia schätzt die Gefahr einer solchen Blockade als relativ hoch ein, da der Iran kaum andere Optionen habe. Auch Teilblockaden durch Minen oder Drohnenangriffe seien denkbar.
Eine Blockade der Straße von Hormus würde zu einem Energiepreisschock führen. Der Ölpreis könnte auf 100 US-Dollar pro Barrel steigen. Bei längerer Dauer drohen Stagflation oder sogar eine Rezession, da Haushalte und Unternehmen mit höheren Kosten konfrontiert wären. Notenbanken hätten weniger Spielraum für Zinssenkungen. Trotz der Eskalation im Nahen Osten gibt es positive Signale für die deutsche Wirtschaft.
Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft stieg überraschend auf 50,4 Punkte. Dies deutet auf ein fragiles Wachstum hin. Della Rubia sieht einen Gewöhnungseffekt der Unternehmen an Krisen und positive wirtschaftspolitische Ansätze der Bundesregierung. Konkret verzeichnet die Industrie mehr Aufträge, und der Dienstleistungssektor ist bereit, wieder mehr Leute einzustellen. Der Investitionsbooster der Bundesregierung könnte sich im zweiten Halbjahr positiv auswirken.