Haushalt: Wer profitiert wirklich?

Dieses Video wurde am 17. September 2025 von phoenix auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.

Die aktuelle Haushaltsdebatte wirft Fragen auf: Kommt das Geld bei den Bürgern an? Experte Stefan Sell analysiert die Auswirkungen auf den Mittelstand und fordert eine gerechtere Finanzierungsarchitektur.

Professor Sell betont, dass die Verteilung von Steuermitteln und die Aufnahme von Schulden nur eine Seite der Medaille darstellen. Die arbeitende Bevölkerung der Mitte zahlt nicht nur Steuern, sondern wird auch stark durch Sozialabgaben belastet, die ausschließlich auf Löhne erhoben werden. Bei einem Bundeshaushalt von fast 500 Milliarden Euro und enormen Ausgaben für Kranken- und Rentenversicherung liegt das Problem darin, dass gerade die untere und mittlere Mittelschicht primär durch Sozialabgaben belastet wird.

Eine gerechtere Finanzierung der Sozialversicherung, auch durch stärkere Beteiligung Wohlhabender, ist notwendig, um die Mitte zu entlasten und Kürzungen im Sozialbereich zu kompensieren. Umverteilung ist unausweichlich!

Sell kritisiert, dass Ausgaben, die über Beiträge finanziert werden, nicht über Steuern finanziert werden, um den Haushalt unter Kontrolle zu halten. Dies führt dazu, dass Beitragszahler weiterhin allein für diese Lasten aufkommen müssen. Die Bundesregierung thematisiert zwar das Problem der Sozialabgaben, jedoch sind die staatlichen Möglichkeiten begrenzt. Um die Bürger tatsächlich zu entlasten, bedarf es einer umfassenden Betrachtung der gesamten Finanzierungsarchitektur.

Die Diskussion über Einsparungen im Sozialbereich, die seit Jahren geführt wird, wird nun auch die Mittelschicht betreffen. Um dies zu kompensieren, müssen neue Wege bei der Besteuerung gegangen werden, insbesondere bei der Erbschafts- und Vermögensbesteuerung. Die Frage ist, welchen zusätzlichen Beitrag die Wohlhabenden leisten können. Nur so können Einsparungen im Sozialbereich, die ohnehin nicht ausreichen werden, von der Bevölkerung akzeptiert werden. Es braucht eine andere Finanzierung der Sozialversicherung, insbesondere bei Kranken- und Rentenversicherung.

Sell warnt davor zu glauben, dass sich die Probleme allein durch Einsparungen im Sozialbereich lösen lassen. Bei einem prognostizierten Haushaltsloch von 37 Milliarden Euro im Jahr 2027 wären massive Kürzungen in der Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung notwendig, was auf erheblichen Widerstand stoßen würde. Ein Teil der Gegenfinanzierung müsse aus Steuermitteln kommen, beispielsweise für Versicherungsfremde Leistungen. Die brisante Verteilungsdiskussion steht bevor.