Dieses Video wurde am 24. Mai 2025 von DW Deutsch auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.
In Georgien kämpft die Bevölkerung an mehreren Fronten: Gegen die tief sitzende Angst vor dem mächtigen Nachbarn Russland und für eine Zukunft in der Europäischen Union. Während die Erinnerung an den Krieg von 2008 präsent bleibt, setzt sich ein Teil der Gesellschaft aktiv für eine West-Orientierung ein, trotz des prorussischen Kurses der Regierung und interner Vorbehalte.
Die Angst vor Russland ist in Nordgeorgien tief verwurzelt, besonders nahe der Grenze zum abtrünnigen Südossetien. Lia Chizze, eine Augenzeugin des Krieges von 2008, bewahrt in einem kleinen Museum die Erinnerung an die russische Invasion. Ihr Mann starb in diesem Krieg, ihr Haus brannte nieder. Lia betont, dass der Konflikt nie wirklich endete, sondern als hybrider Krieg weitergeführt wird. Sie spricht von einer schleichenden Besatzung und einer Verfälschung der Geschichte. Deshalb sei es unerlässlich, die eigene Geschichte zu bewahren, um die Wahrheit gegen die russische Einflussnahme zu verteidigen. Viele Nachbarn haben die Region verlassen, doch Lia bleibt.
Der Wunsch nach Aufnahme in die Europäische Union eint viele Georgier. Irma Gordelze wirbt im Westen des Landes unermüdlich dafür. Sie hofft auf Frieden, wirtschaftlichen Fortschritt und gestärkte Grundrechte durch die EU-Mitgliedschaft. Doch es gibt auch Vorbehalte, insbesondere gegen die als zu liberal empfundene EU-Gesellschaft, etwa bei LGBTQ-Themen. Manche fürchten, dass eine EU-Anbindung traditionelle Werte untergraben könnte. Trotzdem nimmt Irma regelmäßig an den seit Monaten andauernden pro-europäischen Demonstrationen in Tiflis teil, die oft von der Regierung unterdrückt werden.
Georgiens Regierung verfolgt derzeit einen autoritären, prorussischen Kurs und hat die EU-Aufnahmegespräche gestoppt. Demonstranten werden mit Geldstrafen, Haft und teils Gewalt konfrontiert. Zivilgesellschaftliche Gruppen, die sich für eine europäische Zukunft einsetzen, wie die von Irma mitgegründete Gruppe, produzieren Videos, um vor Russlands Einfluss zu warnen. Die Unsicherheit wird durch die Sorge verstärkt, dass die USA sich Russland zuwenden könnten, wie Irma es bei Trumps Politik befürchtet. Trotz der schwierigen außenpolitischen Lage und persönlicher Risiken, wie dem möglichen Verlust ihres Jobs, geben Aktivisten die Hoffnung auf die EU nicht auf. Für sie ist es eine Frage der Verantwortung.
Russlands Einfluss ist eine ständige Bedrohung. Viele Georgier setzen ihre ganze Hoffnung auf die EU, um Frieden und Fortschritt zu sichern, trotz Risiken und Widerständen.