Dieses Video wurde am 27. Mai 2025 von ZDFheute Nachrichten auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.
Die Zusammensetzung politischer Gremien ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Aktuell fällt jedoch auf: In wichtigen Schaltstellen der Regierung, insbesondere in der Union, sind Frauen auffällig selten vertreten. Die Debatte um den neuen Koalitionsausschuss zeigt eine Repräsentationslücke, die ein fatales Signal aussendet.
Die Beobachtung von Julia Klöckner aus dem Bundestag offenbart ein bekanntes Bild: eine deutliche Männerdominanz in den Fraktionen, insbesondere in der Union. Nun verschärft sich dies im Koalitionsausschuss, einem der mächtigsten Regierungsgremien. Die Union entsendet vier Männer, die CSU drei, die SPD drei Männer plus Parteichefin Saskia Esken. Dies sendet ein fatales Zeichen aus und hinterlässt eine spürbare Repräsentationslücke. Es entsteht der Eindruck, wichtige Entscheidungen würden vorrangig unter Männern getroffen, während die Gesellschaft in puncto Gleichberechtigung deutlich weiter ist.
Es geht nicht um Kompetenz, sondern um die Besetzung von Spitzenpositionen, die derzeit oft von Männern gehalten werden. Wir müssen wieder dorthinkommen, dass Frauen diese Positionen besetzen.
Bundesfamilienministerin Karin Prien kritisiert die aktuelle Zusammensetzung des Koalitionsausschusses, erklärt sie aber mit der Besetzung der aktuellen Spitzenpositionen (Parteivorsitz, Generalsekretär etc.), die momentan mehrheitlich von Männern besetzt seien. Sie betont, dass die CDU in der Vergangenheit durchaus Frauen in diesen Rollen hatte und dies wieder das Ziel sein müsse. Während vor 20 Jahren nur eine Frau im Koalitionsausschuss saß, wurde er dank SPD und Grünen weiblicher. Nun sehen viele einen Rückschritt, da Friedrich Merz sich in seinem Umfeld überwiegend mit Männern umgibt.
Auch in der zweiten und dritten Reihe der Regierung sowie in CDU-Fraktionsgremien ist die Männerdominanz spürbar. Ironischerweise setzte sich März als Parteivorsitzender für eine Frauenquote in der CDU ein, nachdem er lange dagegen war. Man argumentierte, dies sei ein Signal nach draußen, da über 50% der Wähler Frauen sind. Doch die Frauenunion, die jahrzehntelang für mehr Teilhabe kämpfte, sieht die aktuelle Regierung und die Besetzung des Koalitionsausschusses kritisch. Sie erreichten zwar eine Quote im Präsidium, doch sehen sie an vielen Stellen keine gleichberechtigte Teilhabe.
Die Reaktion der Frauenunion auf den rein männlichen Union-Anteil im Koalitionsausschuss war deutlich: „Echt jetzt?“ Sie betonen, wenn dieses Gremium „Herz und Hirn“ der Regierung sei, fehle „Wesentliches“: die Hälfte der Bevölkerung. Die entscheidende Frage bleibt, warum keine CDU-Frau bei den wichtigsten Entscheidungen am Tisch sitzt. Die Frauen selbst sehen es unterschiedlich: Einige sind schockiert, andere betonen Leistung und Kompetenz unabhängig vom Geschlecht. Klar ist: Starke Frauen und gemischte Teams sind wichtig für die Qualität der Ergebnisse.