DNA-Analyse: Hoffnung für Ermittler oder Gefahr?

Dieses Video wurde am 5. Juni 2025 von BR24 auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.

Ein unaufgeklärter Mordfall an einem Kind in Ingolstadt wirft ein Licht auf die Grenzen deutscher Ermittlungsmethoden. Trotz aller Bemühungen konnte der Junge nicht identifiziert werden. Die fortschrittliche DNA-Analyse, die Aufschluss über die Herkunft geben könnte, ist hierzulande noch verboten.

Ein erschütternder Fall beschäftigt die Ermittler in Ingolstadt seit Jahren: die Leiche eines Jungen, gefunden in der Donau. Er wurde in Folie gewickelt und mit einem Stein beschwert, um ihn auf dem Grund zu halten. Die Polizei geht von einem Gewaltverbrechen aus, doch zentrale Fragen bleiben unbeantwortet. Trotz weltweiter Suche wurde das Kind nie identifiziert. Ein entscheidendes Hindernis ist die aktuelle Gesetzeslage zur DNA-Analyse.

Aktuell dürfen nur bestimmte DNA-Abschnitte analysiert werden, der sogenannte genetische Fingerabdruck sowie Merkmale wie Augen- oder Haarfarbe. Doch Rechtsmediziner fordern mehr. Eine Ausweitung der Analyse auf die biogeographische Herkunft der Vorfahren könnte wertvolle Hinweise liefern, aus welcher Region ein Mensch stammt. Dies könnte, wie im Fall des Donaukindes, die globale Suche eingrenzen.

Die Möglichkeit, die Herkunft basierend auf DNA zu bestimmen, stößt jedoch auf heftige Kritik. Strafverteidiger wie Werner Leitner sehen darin die Gefahr des Racial Profiling. Er befürchtet, dass ganze Bevölkerungsgruppen unter Generalverdacht geraten könnten, unabhängig von ihrer tatsächlichen Beteiligung an einer Straftat. Diese Sorge ist fundamental und berührt die Grundprinzipien des Rechtsstaats.

Doch die Herkunfts-DNA-Analyse kann auch entlasten. Ein bekanntes Beispiel aus den Niederlanden zeigt, wie diese Methode Verdächtige ausschließen und zur Fassung des wahren Täters beitragen kann. Hier wurde eine gesamte Gruppe Unschuldiger entlastet. Dies unterstreicht das Dilemma: das Potenzial für Ermittlungserfolge gegen die Sorge vor Diskriminierung und Eingriffen in die Unschuldsvermutung.

Die Debatte ist komplex. Während in den USA bereits Methoden wie die Suche über Ahnenforschungsportale eingesetzt werden, die massiv in Grundrechte eingreifen, steht Deutschland vor der Frage, ob die biogeographische Herkunftsanalyse ein vertretbarer Schritt ist. Die Justizminister der Bundesländer diskutieren die Einführung. Es ist eine kontroverse Auseinandersetzung über wissenschaftlichen Fortschritt und Bürgerrechte.

„Wenn zusätzlich auch die biogeographische Herkunftsanalyse erlaubt wäre, könnte das Hinweise liefern, aus welcher Region die Vorfahren eines Menschen kommen.“