Dieses Video wurde am 27. Mai 2025 von WELT Nachrichtensender auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.
Die Entscheidung von Kanzler Friedrich Merz, den Einsatz deutscher Waffen auf russischem Territorium zu erlauben, sorgt für Diskussionen. Professor Carlo Masala, Sicherheitsexperte, ordnet die möglichen Folgen dieser Kehrtwende ein und beleuchtet die aktuelle Lage. Er spricht über Reichweiten und die Taurus-Frage.
Professor Carlo Masala sieht in der Entscheidung, den Einsatz deutscher Waffen auf russischem Territorium zu erlauben, keine wirkliche Überraschung, aber auch keine Sensation. Deutsche Systeme haben eine Reichweite von 40 bis 80 Kilometern, was keine entscheidenden Ziele treffen wird. Relevant sind eher US-, britische und französische Systeme mit bis zu 300 Kilometern Reichweite. Hier stellt sich jedoch die Frage, wie viele dieser reichweitenstarken Systeme die Ukraine noch besitzt und ob es überhaupt noch lohnende militärische Ziele auf russischem Gebiet gibt, die nicht längst verlagert wurden. Masala betont, dass die effektive Reichweite entscheidend ist.
Die Entscheidung befeuert die Spekulation, ob nun doch der Marschflugkörper Taurus mit seiner 500-km-Reichweite geliefert wird. Masala dämpft diese Hoffnung. Er glaubt, dass die Bundesregierung eher darauf setzt, der Ukraine finanzielle Mittel für die Verbesserung eigener Systeme zur Verfügung zu stellen. Die SPD und Verteidigungsminister Pistorius zeigen Widerstand gegen eine Taurus-Lieferung. Innerhalb der Koalition scheint eine Zustimmung derzeit nicht durchsetzbar. Eine öffentliche Diskussion über einzelne Waffengattungen war eigentlich auch nicht das erklärte Ziel.
Professor Masala erklärt, dass die schnelle Reaktion des Kremls, die Entscheidung als gefährlich zu bezeichnen, Teil der erwartbaren russischen Abschreckungspolitik ist, um Zusagen zu verhindern.
Berichte über eine leistungsschwache russische Kriegswirtschaft sollten nicht zu Optimismus führen. Masala räumt ein, dass Einblicke begrenzt sind, aber seriöse Berichte zeigen, dass Russland sein System radikal auf Kriegswirtschaft umgestellt hat. Ein Kollaps wird nicht für 2025 erwartet, und das Potenzial reicht wohl bis 2026. Russland eröffnet neue Fronten und drückt an mehreren Stellen. Eine diplomatische Lösung ist in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Dieser Krieg könnte noch eine Weile weitergehen.