Albanien: Blutrache fordert Opfer – Missionare als Hoffnung

Dieses Video wurde am 27. Juli 2025 von DW Deutsch auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.

In den albanischen Bergen herrscht die Blutrache. Ein uraltes Gesetz bedroht unschuldige Menschen. Missionare kämpfen gegen die Tradition, um Leben zu retten.

In Nordalbanien kämpft Rossem Hossai ums Überleben. Er ist unschuldig, aber durch die Blutrache in einer ausweglosen Lage. Seine Söhne haben einen Mann getötet, um die Familienehre wiederherzustellen. Nun droht ihm der Tod durch die Familie des Opfers. Bieb Watnikai, ein lokaler Missionar, versucht zu helfen. Der Kanun, ein mittelalterliches Gesetzbuch, das in der Region noch immer gilt, bestimmt Rossems Alltag. Er darf sein Haus nicht verlassen, da er sonst zur Zielscheibe wird.

Rossems Leben hängt an einem Faden. Ohne Hilfe stirbt er. Der Kanun stellt für ihn eine ständige Bedrohung dar. Eingesperrt zu sein ist, als wäre man lebendig begraben.

Bieb Watnikai arbeitet mit anderen Missionaren zusammen, um eine Friedenslösung zu finden. Sie verhandeln mit der Familie des Opfers. Ein Lichtblick ist, dass einige Familien von der Blutrache freigesprochen wurden, doch Rossem und seine Familie bleiben isoliert. Die Armut verschärft die Situation zusätzlich. Bieb trifft sich mit Gin Marku, dem Vorsitzenden der Missionare Albaniens, um Unterstützung zu erhalten. Diese sind landesweit organisiert und versuchen, dem archaischen Rechtsverständnis entgegenzuwirken.

Rechtsanwalt Kuitim Ibrahim kritisiert den Kanun. Er betont, dass ein mittelalterliches Gesetz in einem modernen Rechtsstaat, der Teil der Europäischen Union werden will, keinen Platz hat. Befürworter des Kanun sehen darin jedoch nicht nur Strafe, sondern auch ein Mittel zur Versöhnung. Adem Isufi, eine Legende in Albanien, und Biebs Familie, die seit Generationen der Friedensvermittlung dienen, setzen sich für diese Tradition ein.

Bieb hat das Amt des Missionars von seinem Bruder übernommen und arbeitet ehrenamtlich. Für ihn ist es eine Ehre und Verpflichtung zu helfen. Rossem sieht in ihm seine einzige Chance. Der Staat hingegen zeigt keine Präsenz. Die Hilfe kommt von Missionaren und Dorfbewohnern. Eine Blutvergebung ist ein langer Prozess, aber Bieb hat Hoffnung, obwohl Fälle bekannt sind, in denen die Blutrache noch nach Jahrzehnten vollzogen wurde.