Dieses Video wurde am 17. August 2025 von WELT Nachrichtensender auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.
Nach dem Rauswurf von Bahnchef Lutz analysiert Experte Bötker die tieferliegenden Probleme der Deutschen Bahn. Er sieht Versäumnisse in Politik und Management. Ist die Bahn noch zu retten?
Der Rücktritt von Bahnchef Lutz wirft Fragen auf. War er wirklich allein verantwortlich für die Probleme der Deutschen Bahn oder nur ein Bauernopfer? Bahnexperte Professor Christian Bötker sieht mehr dahinter. Lutz habe über Jahre die Ziele verfehlt und das Ausmaß der Probleme vertuscht. Ein bloßer Austausch des Vorstands reiche jedoch nicht aus, um die Bahn wieder auf Kurs zu bringen. Der Bund und die Bahn selbst müssten strukturelle Veränderungen vornehmen, um die Situation nachhaltig zu verbessern.
Um die Pünktlichkeit zu erhöhen, müsse man den Mut haben, Züge aus dem Netz zu nehmen und die Knotenpunkte zu entlasten. Zudem brauche es wieder mehr Verantwortung vor Ort, damit Probleme schnell gelöst werden können.
Bötker kritisiert die politische Steuerung der Bahn. Der Bund müsse klar definieren, was er von der Eisenbahn erwartet, und diese Forderungen finanziell untermauern. In der Vergangenheit sei dies versäumt worden, was auch vom Rechnungshof bemängelt wurde. Ein weiteres Problem sei die Überlastung des Netzes durch zu viele Züge. Hier sieht Bötker die Länder in der Verantwortung, die immer mehr Verkehr bestellt haben. Kurzfristig könne man die Pünktlichkeit erhöhen, indem man Zugverbindungen reduziert und die Knotenpunkte entlastet.
Ein Managementproblem sieht Bötker in der zunehmenden Zentralisierung der Entscheidungen bei der DB. Dies habe dazu geführt, dass Verantwortung vor Ort verloren gegangen sei und Probleme nicht mehr effizient gelöst werden könnten. Bötker plädiert für eine Rückverlagerung von Kompetenzen und Ressourcen an die lokalen Einheiten, um die оперативность zu erhöhen.
Die Frage, ob der Staat ein guter Eigentümer sei, hält Bötker für philosophisch. Die Infrastruktur gehöre in staatliche Hand, um grundlegende Bedürfnisse zu sichern. Managementseitig könnten private Betreiberfirmen jedoch effizienter sein. Eine solche Lösung war in der Bahnreform angedacht, wurde aber später verworfen. Kurzfristig müsse man den Konzern stabilisieren, wobei viele Probleme mit der maroder Infrastruktur zusammenhängen.