Pille krebserregend? WHO-Faktencheck räumt mit Mythen auf

Dieses Video wurde am 24. Juli 2025 von euronews (deutsch) auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.

Verunsicherung um die Antibabypille! TikTok-Videos behaupten, die WHO habe sie als krebserregend eingestuft. Aber was steckt wirklich dahinter? Ein Faktencheck klärt auf und zeigt: Die Wahrheit ist komplexer als gedacht und Panikmache ist fehl am Platz.

Die Behauptung, dass die WHO die Antibabypille als krebserregend eingestuft hat, kursiert auf TikTok. Doch die Realität ist differenzierter. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der WHO listet bestimmte Pillen seit 2005 als potenziell krebserregend für den Menschen. Es gibt zwei Haupttypen: Kombinationspillen mit Östrogen und Gestagen sowie Minipillen mit Gestagen allein. Nur die Kombinationspille steht auf dieser Liste, was bedeutet, dass es ausreichende Beweise für ein Krebsrisiko gibt.

Studien zeigen, dass beide Pillenarten das Brustkrebsrisiko leicht erhöhen können, während sie gleichzeitig das Risiko für Endometrium- und Darmkrebs senken können. Experten betonen, dass das individuelle Risikoprofil von Faktoren wie Alter und familiärer Vorbelastung abhängt. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Einstufung als „krebserregend“ nicht bedeutet, dass das Risiko so hoch ist wie bei Substanzen wie Alkohol oder Tabak.

TikTok-Videos suggerieren fälschlicherweise, dass die Pille in derselben Kategorie wie Alkohol und Asbest eingestuft wurde. Die Liste der IARC umfasst alle Stoffe, für die es wissenschaftliche Belege für ein erhöhtes Krebsrisiko gibt, aber die Risikostufen sind sehr unterschiedlich. Es ist daher irreführend, die Pille pauschal mit Substanzen gleichzusetzen, die ein ungleich höheres Krebsrisiko bergen.

Die WHO stuft bestimmte Antibabypillen zwar als potenziell krebserregend ein, jedoch ist das tatsächliche individuelle Risiko komplex und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine pauschale Verurteilung ist wissenschaftlich nicht haltbar.

Es ist entscheidend, sich umfassend zu informieren und mit einem Arzt über die individuellen Risiken und Vorteile der Pille zu sprechen. Die medizinische Beratung sollte sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse und eine individuelle Risikoanalyse stützen, anstatt auf unqualifizierte Aussagen in sozialen Medien. Nur so kann eine informierte Entscheidung getroffen werden.