Dieses Video wurde am 22. Mai 2025 von WELT Nachrichtensender auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.
Ein ungewöhnlicher Streit beschäftigt den Bundestag: Die AfD fordert einen größeren Sitzungssaal und gerät dabei in Konflikt mit der SPD. Was zunächst wie eine banale Raumfrage wirkt, entpuppt sich als symbolischer Kampf um Platz und politische Bedeutung zwischen den Fraktionen.
In der deutschen Innenpolitik sorgt die AfD erneut für Aufsehen. Nach erfolgloser Wahl der Ausschussvorsitzenden im Bundestag strebt die Partei nun den Umzug in einen größeren Sitzungssaal an. Die SPD widersetzt sich vehement diesem Wunsch. Die Sozialdemokraten argumentieren, der Otto Welssaal sei traditionell ihr Raum. Die Realität spricht jedoch eine andere Sprache: Als größte Oppositionspartei benötigt die AfD mehr Platz, während die SPD-Fraktion deutlich kleiner geworden ist.
Die SPD, deutlich geschrumpft, will ihren historischen Otto Welssaal nicht räumen. Auch die Union zögert, die Saalfrage zur Existenzfrage der Demokratie zu machen.
Der Streit um den Saal im Bundestag spitzt sich zu. Während die AfD mit 151 Abgeordneten mehr Raum fordert, hält die SPD an ihrem bisherigen Sitzungssaal fest. Die SPD argumentiert unter anderem mit der direkten Nähe zum Koalitionspartner und der emotionalen Bindung zum Otto Welssaal. Seit Wochen wird intensiv über diese Raumvergabe diskutiert. Die AfD nutzt den Konflikt, um sich erneut in der Opferrolle zu präsentieren, wie schon bei der Wahl der Ausschussvorsitze, wo sie leer ausging.
Die Entscheidung über die Raumvergabe liegt nun beim Ältestenrat des Bundestages, der per Mehrheitsbeschluss entscheiden wird. Experten wagen eine Prognose: Theoretisch stehen die Chancen gut, dass die SPD ihren Saal behält. Ein Argument der SPD ist, dass die Platzprobleme für Mitarbeiter durch einen Tausch nicht gelöst würden. Zudem beruft sich die SPD auf die historische Bedeutung des Saals, benannt nach Otto Wels, der 1933 die letzte freie Rede im Reichstag hielt. Kritiker entgegnen, der Name könne einfach mitgenommen werden. Es bleibt ein hochgradig symbolischer Streit, der die Opfermythos der AfD verstärken könnte, sollte die SPD ihren Widerstand durchsetzen.