Dieses Video wurde am 3. Oktober 2025 von WELT Nachrichtensender auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.
Der Tag der Deutschen Einheit – Anlass zur Freude und Reflexion. Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse spricht über Errungenschaften, Ungleichheiten und die Notwendigkeit einer ehrlichen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und Zukunft Deutschlands. Er betont die Bedeutung von gesellschaftlichem Zusammenhalt.
Wolfgang Thierse erinnert an die friedliche Revolution und die deutsche Vereinigung als persönliche Befreiung. Reise- und Meinungsfreiheit seien unvergessliche Erlebnisse. Trotz der Freude und Dankbarkeit betont er die Mühsal der letzten 35 Jahre. Die Erzählung vom aufholenden Osten sei überholt, da auch westliche Regionen mit Stillstand und Investitionslücken kämpfen. Ungleichheiten bestünden nicht nur zwischen Ost und West, sondern auch zwischen Arm und Reich, Stadt und Land.
Es gibt wahrnehmbare Ost-West-Unterschiede ökonomischer, sozialer und kultureller Art. Politik muss Probleme lösen, erklären und eine positivere Stimmung erzeugen, um das Gefühl des Abgehängtseins zu korrigieren.
Thierse beobachtet einen Widerspruch: Viele Deutsche sehen die Lage pessimistisch, während es ihnen persönlich gut geht. Das Urteil über die Gesellschaft werde stark medial vermittelt, auch durch soziale Medien, die Echoräume für Vorurteile bieten. Die AfD nutze dies als „Empörungsunternehmer“. Notwendig seien entschlossenes Regierungshandeln und eine zukunftsgewandte Stimmung.
Die wirtschaftliche Angleichung sei eine Voraussetzung, da es weiterhin Differenzen bei Eigentum, Vermögen und Einkommen gebe. Wenn Menschen ihre wirtschaftliche Zukunft sicherer sehen, verbessere sich ihre Laune. Es gebe jedoch auch ein Westgefälle bei den Sicherheiten nach dem Umbruch in Ostdeutschland, der Verunsicherung und Ängste erzeugte. Viele Menschen seien nicht bereit für weitere Veränderungen und glaubten Versprechungen, die die Komplexität der Welt ignorieren.
