Neues Arbeitszeitgesetz: Mehr Flexibilität oder Ausbeutung?

Dieses Video wurde am 17. September 2025 von ZDFheute Nachrichten auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.

Die Koalition plant Reformen im Arbeitsrecht, die für Diskussionen sorgen. Geplant ist eine Wochenarbeitszeitgrenze anstelle der bisherigen Tagesgrenze. Doch was bedeutet das für Arbeitnehmer und Arbeitgeber wirklich?

Hansjürgen Rübsamen, ein Schweißer, kennt die Belastung langer Arbeitstage. Aktuell gilt der 8-Stunden-Tag als Regelfall, Ausnahmen bis zu 10 Stunden sind möglich. Die geplanten Änderungen sehen eine Wochenarbeitszeit von 48 Stunden vor, was theoretisch 12-Stunden-Schichten erlauben würde. Firmenchef Röhrich betont jedoch, dass er im Regelfall am 8-Stunden-Tag festhalten möchte, besonders bei körperlich anstrengender Arbeit. Längere Arbeitszeiten sollen nur in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen.

Arbeitgeberverbände und Branchen wie das Handwerk begrüßen die geplante Flexibilisierung. Sie argumentieren, dass Betriebe und Beschäftigte gemeinsam passende Arbeitszeitmodelle entwickeln könnten, um Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit zu steigern. Der DGB hingegen sieht die Pläne kritisch. Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Beschäftigten maximal 8 Stunden täglich arbeiten möchte. Nur ein kleiner Teil wäre bereit, zwischen 8 und 10 Stunden zu arbeiten, kaum jemand länger.

Sozialwissenschaftler warnen: Arbeitszeiten über 8 Stunden erhöhen die Unfallgefahr und senken die Produktivität. Eine alleinige Wochenarbeitszeitgrenze birgt Risiken für die Gesundheit der Arbeitnehmer.

Ein Blick nach Österreich, wo 10-Stunden-Arbeitstage erlaubt sind, zeigt die möglichen Probleme. Gewerkschaften dort fordern Überstundenzuschläge, um Personalmangel nicht auf dem Rücken der Arbeitnehmer auszutragen. Auch deutsche Gewerkschaften lehnen die Neuregelung ab, da sie im bestehenden Arbeitszeitgesetz bereits genügend Flexibilität sehen. Sie befürchten eine Zunahme von Überlastung und Stress.

Besonders betroffen von langen Arbeitszeiten sind Fahrer von Liefer-, Kurier- und Expressdiensten. Der DGB-Projekt Faire Mobilität beobachtet, dass der Druck zur Zustellung aller Sendungen zu fehlenden Pausen und einer Vernachlässigung der Gesundheit führt. Legale 12-Stunden-Arbeitstage könnten diesen Druck noch verstärken. Entscheidend ist, dass Arbeitnehmer bei der Gestaltung ihrer Arbeitszeiten mitbestimmen können, um von der Flexibilität zu profitieren.