Dieses Video wurde am 30. August 2025 von WELT Nachrichtensender auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.
Beim CDU-Landesparteitag in NRW steht die Frage im Raum: Hat die CDU ihren Kompass verloren? Experte Werner Patzelt kritisiert das Fairnessabkommen der CDU in Köln scharf und sieht darin ein Zeichen für Orientierungslosigkeit. Die Kommunalwahl wirft ihre Schatten voraus.
NRWs Ministerpräsident Hendrik Wüst will auf dem CDU-Landesparteitag die Basis mobilisieren, während Kanzler Friedrich Merz den Parteitag mit einer Rede eröffnet. Zwei Wochen vor der Kommunalwahl bewirbt sich Wüst erneut um den Landesvorsitz. Inhaltlich will der Landesvorstand ein Zeichen für Demokratie setzen und Bonn als bundespolitisches Zentrum stärken. Doch im Fokus steht das umstrittene Fairnessabkommen in Köln, bei dem die CDU sich verpflichtet hat, Migration im Wahlkampf nicht negativ zu thematisieren.
Die CDU befindet sich in einer Zwickmühle. Hätte sie dem Abkommen nicht zugestimmt, wäre ihr Hetze gegen Migranten vorgeworfen worden. Nun überlässt sie das Thema der AfD, was kontraproduktiv ist.
Patzelt kritisiert, dass die etablierten Parteien seit dem Aufstieg der AfD das Migrationsthema verharmlosen. Die Grundannahme sei, dass es kein Problem mit Migranten gäbe, sondern lediglich an mangelnder Willkommenskultur liege. Diese Haltung führe nun ins Absurde. Während in Berlin ein neuer Migrationskurs gefordert wird, herrscht auf kommunaler Ebene offenbar Uneinigkeit. Patzelt bemängelt zudem die Rolle der Kirchen als Schiedsrichter in dieser Frage.
Der Politikwissenschaftler fragt, warum nicht auch islamische Verbände einbezogen werden, wenn es um faire Kommunikation über Migranten geht. Die Tatsache, dass man Themen, die die Bürger bewegen, aus der politischen Kommunikation ausschließen will, zeige, dass die Parteien ihren Kompass verloren haben. Am Wahltag werde sich zeigen, wie die Wähler darüber denken. Faires Sprechen und Debattieren sollte jedoch auch ohne Abkommen selbstverständlich sein.