Rüstungsboom: Profiteure und Moral in Baden-Württemberg

Dieses Video wurde am 5. August 2025 von ZDFheute Nachrichten auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.

Die Autokrise trifft Baden-Württemberg hart. Gleichzeitig erlebt die Rüstungsindustrie einen Boom. Profitiert das Land von milliardenschweren Aufträgen oder drohen gesellschaftliche Verwerfungen?

Baden-Württemberg erlebt einen Strukturwandel. Während die Automobilindustrie schwächelt, profitiert die Rüstungsindustrie von steigenden Aufträgen. Rheinmetall verzeichnet einen enormen Zuwachs, mit täglichen Bewerbungen und einem geplanten Ausbau auf 40.000 Mitarbeiter. Der Ukrainekrieg und die damit verbundene Aufrüstung treiben die Nachfrage an. Deutschland investiert massiv in sein Militär, in der Hoffnung, Kriegstüchtigkeit zu erlangen und die Wirtschaft anzukurbeln. Doch Studien warnen vor zu hohen Erwartungen an den wirtschaftlichen Impuls durch die Rüstungsindustrie. Kritiker bemängeln intransparente Vergabeverfahren.

Die Aufrüstung wird wahrscheinlich nur einen moderaten wirtschaftlichen Impuls geben. Strukturreformen sind nötig, um Steuergelder effizient einzusetzen und die Verteidigungsfähigkeit zu stärken.

„Wenn keine Strukturreformen kommen, bevor mehr Geld in diesen Sektor gepumpt wird, stehen wir wirklich vor einer unglaublichen Verschwendung von Steuergeldern und dem Großteil der Gesellschaft wird das herzlich wenig helfen.

Peter Hodab, ein Unternehmer am Rande des Schwarzwaldes, sieht im Rüstungsmarkt eine Chance. Nach dem Rückgang der Aufträge aus der Automobilindustrie orientiert er sich neu und fertigt nun Türen für Bundeswehrkasernen. Der Einstieg ist jedoch mit bürokratischen Hürden verbunden, insbesondere der notwendigen Zertifizierung. Die Industrie- und Handelskammer Stuttgart verzeichnet ein wachsendes Interesse an den Vergabeverfahren von Bundeswehr und NATO. Immer mehr Unternehmen wollen am Rüstungsboom partizipieren und suchen nach Möglichkeiten zur Beteiligung.

Wireslav Gromow, ein KI-Spezialist, steht vor einer moralischen Zerreißprobe. Sein Unternehmen, das bisher Sensoren für Medizin und Automobilindustrie herstellte, erwägt den Einstieg in die Rüstungsindustrie. Die Entscheidung ist schwierig, da sie die eigene Ethik berührt. Die Entwicklung von Technologien zur Drohnenabwehr wird basisdemokratisch im Team diskutiert. Auch hier sind bürokratische Hürden zu überwinden, insbesondere Sicherheitsüberprüfungen. Trotz der moralischen Bedenken sehen viele Unternehmen in Baden-Württemberg keine andere Wahl, als auf das Geschäft mit der Rüstung zu setzen.