Dieses Video wurde am 24. Juli 2025 von WELT Nachrichtensender auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.
Ökonom warnt: Das aktuelle Sozialsystem setzt falsche Anreize. Arbeit lohnt sich oft nicht, da Sozialleistungen fehlende Einkommen kompensieren. Eine Generalsanierung ist dringend erforderlich.
Eine aktuelle Studie des Ökonomen Andreas Peichl zeigt, dass sich Vollzeitarbeit für Familien oft nicht lohnt. Grund dafür ist das ineffiziente Zusammenspiel von Sozialleistungen wie Bürgergeld, Wohngeld und Kinderzuschlag. Diese sind nicht ausreichend aufeinander abgestimmt, was zu falschen Anreizen führt. Peichl fordert daher eine grundlegende Überholung des deutschen Sozialsystems, um sicherzustellen, dass sich Arbeit wieder lohnt und Leistungsbereitschaft gefördert wird.
Laut Berechnungen des Instituts kann es vorkommen, dass eine Familie in München mit einem Bruttoeinkommen von 3500 Euro netto genauso viel hat wie eine Familie mit 5500 Euro brutto. Dies liegt daran, dass die Familie mit dem geringeren Einkommen zusätzliche Sozialleistungen erhält. Diese Situation führt dazu, dass viele Aufstocker nur geringe Arbeitszeiten haben und wenige hundert Euro im Monat verdienen. Es fehlt oft der Anreiz, mehr zu arbeiten, da Zuverdienst oft zu Lasten der Sozialleistungen geht.
Die aktuelle Situation ist ungerecht gegenüber denjenigen, die arbeiten. Es muss gekürzt werden, damit Leute Jobs annehmen. Wir haben Jobs genug. Wenn man arbeiten geht, sollte man mehr haben, wie wenn man halt nicht arbeitet.
Die Bundesregierung plant eine Reform des Sozialstaats und des Bürgergelds, jedoch gibt es bislang keine Einigung zwischen Union und SPD. Kanzleramtsminister Frei verspricht eine Lösung, um Menschen in Arbeit zu bringen und den Vermittlungsvorrang zu stärken. Ziel ist es, die Zahl der Bürgergeldempfänger deutlich zu reduzieren. Die SPD blockiert jedoch bislang deutliche Einschnitte beim Bürgergeld. Es gibt noch politische Hürden zu überwinden.
Auch den Sozialdemokraten sollte klar sein, dass sich Arbeit lohnen muss, um mehr Gerechtigkeit zu schaffen. Die aktuelle Situation verzerrt den Arbeitsmarkt und demotiviert Leistungsträger. Es braucht einen breiten gesellschaftlichen Konsens, um das Sozialsystem zukunftsfähig zu gestalten und Fehlanreize zu beseitigen. Nur so kann sichergestellt werden, dass sich ehrliche Arbeit wieder auszahlt und die Akzeptanz für den Sozialstaat erhalten bleibt.