Dieses Video wurde am 25. Juni 2025 von BR24 auf YouTube veröffentlicht. Zum Original-Video auf YouTube.
Streit um den Mindestlohn in der Landwirtschaft! Bauern fordern Ausnahmen für Saisonkräfte, während Gewerkschaften Diskriminierung wittern. Droht der heimische Anbau zu sterben?
Mike Riemensberger baut seit 30 Jahren Heidelbeeren an. Die Erntezeit ist für ihn die beste Zeit des Jahres, bedeutet aber auch viel Handarbeit. Reife Beeren werden vorsichtig mit dem Daumen abgestreift. Saisonkräfte aus Rumänien helfen ihm dabei für den Mindestlohn. Die hohen Lohnkosten von 70 bis 80 Prozent schlagen sich im Preis nieder. Ausländische Heidelbeeren sind trotz Transport billiger, da Arbeiter dort weniger als die Hälfte verdienen. Andreas Kreuzmeier, der Riemensbergers Beeren vermarktet, betont die schwierige Konkurrenzsituation.
Riemensberger plädiert für eine Kürzung des Mindestlohns für Saisonarbeiter, da diese nicht das ganze Jahr hier leben. Er glaubt, trotzdem genug Arbeiter zu finden, da manche schon seit 30 Jahren kommen. Am Ende wollen Landwirt und Saisonkraft, dass es dem anderen gut geht.
Das Bundesarbeitsministerium lehnt Ausnahmen beim Mindestlohn ab, während das Bundeslandwirtschaftsministerium eine Prüfung ankündigt. Der deutsche Bauerntag fordert einen Sonderweg, bei dem Saisonarbeiter nur 80 % eines höheren Mindestlohns erhalten sollen. Dies sei notwendig, um die heimische Produktion zu stärken. Der Bundeslandwirtschaftsminister zeigt sich offen für diese Forderung. Die SPD lehnt eine weitere Ausnahme ab, da dies europarechtlich nicht möglich sei.
Bundesweit arbeiten über 875.000 Menschen in der Landwirtschaft, davon 28 % Saisonkräfte. In Bayern sind es 18 % von über 220.000 Beschäftigten. Der Gewerkschaftsbund kritisiert den Vorschlag, den Mindestlohn zu kürzen, als unverschämt. Der bayerische Bauernpräsident Günther Felsner warnt vor den Folgen eines 15-Euro-Mindestlohns. Die Betriebe würden aus dem Wettbewerb katapultiert, Arbeitsplätze würden nach Polen und Spanien abwandern, so Felsner. Es brauche Lösungen, die die Löhne an die Wettbewerbsländer angleichen.
Felsner betont, dass es nicht nur um Geld gehe, sondern auch um Themen wie die Düngeverordnung und die gute fachliche Praxis. Er sieht im Koalitionsvertrag eine gute Grundlage für eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft und glaubt, dass die neue Bundesregierung in die richtige Richtung marschiert.
Die Politik muss sich entscheiden: Regionale, klimaschonende Produktion mit fairen Löhnen oder Importe mit niedrigeren Löhnen? Wettbewerbsfähigkeit darf nicht auf Kosten der Saisonarbeiter gehen.